Heimkinobau – Budgetplanung – Ein Heimkino muss nicht teuer sein
Nachdem ihr euch nun Gedanken gemacht habt, was ihr gerne haben wollt (Wer das noch nicht gemacht hat, schaut bitte zunächst in diesem Blogbeitrag: https://www.postcredits.de/heimkino-planung/), geht es an die Budgetplanung. Hier steht die zentrale Frage im Raum:
Was kann und will ich mir eigentlich leisten?!
Ich muss euch leider direkt enttäuschen. Auf die Frage „Was kostet ein Heimkino?“ kann ich nicht mit einem festen Betrag antworten. Es gibt Heimkinos, die kosten 1500 € und machen richtig Spaß, aber es gibt auch Heimkinos, bei denen sich die Kosten im 5- oder sogar 6-stelligen Bereich bewegen. Ihr kennt ja wahrscheinlich das Motto „Nach oben gibt es keine Grenzen!“ – So ist es halt auch im Heimkinobereich. Aber das ist ja auch das Schöne, dass das Hobby Heimkino, Filme etc. für jeden Geldbeutel etwas zu bieten hat.
Ich persönlich finde ein (Start-)Budget von 6000 – 7000 € angemessen, insbesondere wenn noch keine Technik vorhanden ist. Warum Startbudget?! Ihr müsst bedenken, dass ein Heimkino niemals fertig ist. Es gibt zwar irgendwann die Version 1.0, aber man findet immer wieder etwas, das man verbessern möchte (Erweiterung auf 3D-Sound, Upgrades bei Techniksprüngen (von HD auf UHD) usw.) – glaubt mir, ich spreche da aus Erfahrung. 🙂
So, kommen wir nun mal zu den Details. Was müsst ihr bei eurer Budgetplanung berücksichtigen?
Detaillierte Budgetplanung für die Einrichtung eines Heimkinos
Grundsätzlich setzt sich ein Heimkino aus folgenden Komponenten zusammen:
- TV oder Beamer + Leinwand
- AV-Receiver (Audio-Video-Receiver)
- Lautsprecher (z.B. bei einem 5.1 System: 1 Center, 2 Frontlausprecher, 2 Surroundlautsprecher und 1 Subwoofer)
- Abspielgerät (Blu-ray-Player, 3D-Blu-ray-Player, UHD-Player, Medienserver oder ähnliches)
- ggf. Spielekonsole (eine Spielekonsole kann auch (zunächst) als Alternative für ein Abspielgeräte dienen)
Hinzukommen weitere Ausgaben für:
- Raumgestaltung (u.a. Kinosessel / Sofa, Racks / Lowboard, Fußbodenbelag, Wandfarbe)
- Zubehör / Anschlusskabel
- Akustikoptimierende Maßnahmen
- SmartHome-Komponenten zur Automatisierung
Es können natürlich noch Kosten für Werkzeug zum Bau hinzukommen. Diese habe ich jetzt aber bewusst nicht in der Aufzählung berücksichtigt.
Das Erste, was einem nun durch den Kopf geht, ist „Kann ich mir das überhaupt leisten?“ Das Gute ist, dass ein Heimkino für verschieden große Geldbeutel möglich ist bzw. ihr zunächst mit einem kleinen Budget anfangen und dann das Kino Schritt für Schritt erweitern könnt. Ihr könnt auch über einen Gebrauchtkauf oder dem Kauf von B-Ware nachdenken. Bei einem Gebrauchtkauf oder dem Kauf von B-Ware könnt ihr enorm sparen und solltet es nicht rigoros ablehnen. Bei B-Ware ist es oftmals so, dass die Verpackung beschädigt ist oder Kratzer auf der Rückseite des Gerätes sind. Mich persönlich würde so etwas nicht stören.
Nun wisst ihr, was ihr benötigt, jetzt kommen wir zu der Budgeteinteilung. Zunächst können wir die Ausgaben in Kategorien einteilen:
- Bild
- Sound
- Abspielgerät / Spielkonsolen
- Raum
- Einrichtung
- Akustik / Akustische Maßnahmen
- Zubehör / Anschlusskabel
- Unvorhergesehenes
Ja, richtig gesehen – ich habe noch die Kategorie „Unvorhergesehenes“ aufgenommen, da doch immer das ein oder andere Ungeplante hinzukommt.
Bei der Budgetplanung habe ich nun berücksichtigt, dass ein neues Heimkino in einem extra hierfür vorgesehenen Raum eingerichtet werden soll.
Budgetaufteilung
Ich habe euch nochmal die Budgetaufteilung nach Kategorien grafisch dargestellt. Dann habt ihr es auf einem Blick wie ich die Gesamtsumme von ca. 7000 € auf die einzelnen Kategorien verteilt habe.
Bild
In einem Heimkino soll es natürlich nach meiner Vorstellung auch ein möglichst großes Bild geben, daher ist in der Kategorie Bild die Anschaffung eines vernünftigen Beamers sowie die Kosten für den Bau einer Leinwand berücksichtigt. Keine Angst, das ist nicht so schwierig. Es gibt fertige Rahmen, die nur zusammengesteckt werden müssen und dann muss dieser mit der entsprechenden Folie (IST ES FOLIE? – MUSS ICH NOCH NACHSCHAUEN) bezogen werden. Für den Beamer würde ich 2000,- € veranschlagen und die Rahmenleinwand Marke Eigenbau könnt ihr für 200,- € realisieren. Für den Beamer könnt ihr auch schauen, ob ihr euch ein Vorgängermodell kauft.
Sound
Das Budget berücksichtigt den AV-Receiver sowie Lautsprecher und Subwoofer für 5.1-Sound. Wenn ihr ein 7.1 System umsetzen wollt oder gar 3D-Sound wie z.B. Dolby Atmos wird es bei diesem Budget ehrlich gesagt ziemlich schwierig. Aber hier bietet sich wirklich die schrittweise Umsetzung an. So habe ich es für mein Heimkino auch gemacht. Ich habe mit 5.1 angefangen, habe danach im zweiten Schritt auf 5.1.4 aufgestockt und im dritten Schritt sind die beiden letzten Boxen für eine 7.1.4 Aufstellung hinzugekommen. Dies hat den Vorteil, dass ich die ersten Filme bereits im Heimkino schauen konnte, ohne dass ich nicht noch Monate warten musste, bis ich die Kohle zusammengespart hatte. Es haben zwar eine Zeit lang noch die entsprechenden Lautsprecherkabel aus der Wand und der Decke geschaut, aber das hat mich und jeden, der mit geschaut hat, nicht gestört (bzw. der Besuch hatte auch kein Auge dafür. 🙂 )
Wichtig ist auch, dass ihr eine entsprechende Aufteilung des Soundbudgets vornehmt. Ich kann euch empfehlen das Budget für den Sound wie folgt aufzuteilen:
25 % – 30 % für AVR und
70 % – 75 % für 5 Lautsprecher und einen Subwoofer
Als Gesamtsumme für die Kategorie Sound solltet ihr 2600,- € einplanen.
Bitte berücksichtigt bei den Lautsprechern folgende Regel: Bis zu einer gewissen Grenze bekommt ihr für mehr Geld auch deutlich bessere Lautsprecher (doppelter Preis – doppelte Qualität), aber sobald ihr die Grenze erreicht habt, kippt dies und die Qualitätsunterschiede sind nicht mehr so enorm, so dass ihr für den doppelten Betrag nicht doppelt so gute Lautsprecher bekommt.
Abspielgerät / Spielekonsolen
Natürlich brauchen wir ja auch etwas, um unsere Filme und Serien wiedergeben zu können. Gute UHD-Player bekommt ihr mittlerweile schon für 200,- € und weniger. Klar, ihr könnt auch nur auf einem Streaming-Stick zurückgreifen, aber wahre Heimkinofreunde wissen die Qualität einer Blu-ray bzw. Ultra HD Blu-ray zu schätzen.
Unter Umständen setzt ihr zunächst auf die Anschaffung einer Spielekonsole mit Blu-ray- oder UHD-Blu-ray-Laufwerk. Optimal für alle Zockerfreunde. Hier müsst ihr euch aber zum einen im Klaren darüber sein, dass die 200,- € hier nicht ausreichend sind (die aktuelle Konsolengeneration mit der X-Box Series X und der Playstation 5 gibt es für 499,- €) und zum anderen erreicht ihr mit einer Konsole nicht die gleiche Qualität wie mit einem entsprechenden Player.
Raum
Für den Raum sind die Kosten natürlich sehr unterschiedlich, je nachdem auf was für einen Raum ihr zurückgreifen könnt und wie euer Heimkino zukünftig nun aussehen soll: Soll es einem Kino mit nachempfunden werden oder soll es wie das Innere eines Raumschiffes aussehen oder oder oder. Da sind der Fantasie und dem Geschmack keine Grenzen gesetzt – man soll sich ja auch wohlfühlen. 🙂 Daher nachfolgend für euch eine Beispielkostenplanung als Orientierungshilfe:
- Bodenbelag (z.B. Laminat, Vinylboden): 300,- €
- Tapete (Raufaser) und Kleister: 80,- €
- Farbe 50,- €
- Gipskarton- oder OSB-Platten und Kanthölzer zum Abkoffern der Decke 30,- €
- Deckenspots 50,- €
- Elektrokabel 50,- €
Besser für die Akustik als Tapete ist noch der spezielle Einsatz von Baumwollputz an den Wänden. Dadurch müsst ihr natürlich ein höheres Budget einplanen. Von Teppich an den Wänden bin ich persönlich kein Fan, aber das könnt ihr natürlich auch machen. Bitte behaltet dabei auch die Akustik im Auge bzw. besser gesagt im Ohr, da man auch einen Raum Überdämpfen kann, d.h. dass die Reflexionen der hohen Frequenzen zu stark unterdrückt werden, womit das Raumgefühl gestört ist. Also nicht den kompletten Raum (Wände, Boden und Decke) mit hochflorigem Teppich beziehen. 🙂
Akustische Maßnahmen
Die Akustik bzw. die akustikoptimierenden Maßnahmen werden gern mal vergessen, dabei sind sie entscheidend für wirklich guten Sound und hervorragender Filmgenuss. Zum Anfang solltet ihr ca. 10 % eures Budget, also ca. 600,- € einplanen. Hiermit könnt ihr euch mit etwas handwerklichem Geschick schon um die Erstreflexion an Wänden und Decken mit Absorbern sowie um den Bass mit sog. Bassfallen in den Ecken kümmern. Auch die Kantenabsorber für die Deckenabkofferung (teilweise auch als Deckenfries bezeichnet) solltet ihr euch auch mit dem Budget leisten können. Tipp: Das Absorbermaterial (Dämmung) solltet ihr komplett bestellen, da die Lieferungskosten doch nicht zu unterschätzen sind. Die Absorber und Bassfallen werden mit Stoff überzogen. Dabei müsst ihr nicht zwingend auf teuren Molton zurückgreifen, sondern der Stoff Ditte von Ikea ist eine gute Alternative. Bei mir leistet er seit Anfang an gute Dienste. 🙂 Zusätzlich zur Minimierung der Erstreflexion sollte ihr auf dem Boden zwischen Hörplatz und Frontlautsprechern einen hochflorigen Teppich legen. Das entfällt natürlich, wenn ihr bereits Hochflorteppich als Bodenbelag im Heimkino verlegt habt. Wenn ihr einen „harten“ Bodenbelag wie Vinyl oder Laminat verlegt habt, so wie bei mir, ist dieser Teppich meiner Meinung nach zwingend erforderlich. Mit den Maßnahmen habt ihr schon gut etwas für eure Akustik im Heimkino getan und das Budget sollte ziemlich ausgereizt sein. Eine weitere einfache Maßnahme, die in der Regel gut für die Akustik ist, ist der Einsatz von Vorhängen, z.B. vor der Leinwand.
Einrichtung
Für die Einrichtung plane ich in dieser Budgeteinteilung 600,- € ein. Für die 600,- € bekommt ihr ein Hifi-Rack / Lowboard, verschiedene Regale und eine Sitzgelegenheit. Schicke Cinema Sessel / ein Kinosofa sind bei diesem Budget aber nicht möglich. Ein günstiges „normales“ Sofa sollte hier dennoch drin sein. Für den richtigen Kinoflair könnt ihr aber auch Kinositzen in eurem Heimkino als Sitzgelegenheit nutzen. Viele Kinos verkaufen und einige verschenken sogar ihre alten Kinositze. Hier müsst ihr nur die Augen bei den Kleinanzeigen aufhalten. Es bietet eigentlich immer ein Kinobetreiber seine alten Sitze an. Nachteil ist, dass ihr vielleicht mal etwas weiter fahren müsst, um die Sitze abzuholen. Außerdem müsst ihr bedenken, dass ihr die Sitze in eurem Kino auch befestigen müsst, da die Sitze meistens im Boden verankert werden müssen. Hier bietet sich der Bau eines Podestes an. Das sollte aber ebenfalls mit dem Budget möglich sein, sofern ich nicht noch ein Sofa kaufen wollt. Klar oder? 🙂
Zubehör / Anschlusskabel
In der Kategorie kommt doch noch der ein oder andere Euro zusammen. Hier würde ich euch empfehlen, nicht am falschen Ende zu sparen, ihr werdet euch nur ärgern. Nein, ich meine jetzt nicht den Kabel-Voodoo, bei dem ihr 200,- € für ein kleines HDMI-Kabel bezahlen müsst. Ich meine sowas wie: Lautsprecherkabel mit einem zu dünnen Querschnitt (ich habe bei mir 4mm2) oder nicht vollständig aus Kupfer zu nehmen. Ihr solltet eure Kabel auch in Leerrohren verlegen, zumindest an später schwerzugänglichen Stellen. Ihr müsst einfach damit rechnen, dass ihr die Kabel irgendwann mal tauschen muss, als Beispiel sei hier die Entwicklung der HDMI-Kabel erwähnt. Zusammengefasst müsst ihr noch an folgende Ausgaben denken:
- Lautsprecherkabel: 100,- € für 100 Meter (meine Empfehlung: CU-Kabel (bitte kein CCA) mit 4mm² Querschnitt und Polaritätskennzeichnung)
- Cinch Audio Y-Kabel (sog. Subwooferkabel) 10,- €
- HDMI-Kabel (Ultra High-Speed) vom Beamer zum AVR: ca. 40,- € für 10 Meter
- mind. ein weiteres HDMI-Kabel (Ultra High-Speed) vom AVR zum Abspielgerät: ca. 15,- € für 2 Meter
Im aufgeführten Budget habe ich auch keine Kosten für die Automatisierung des Kinos wie z.B. einer Universalfernbedienung und Aktoren aufgelistet, da dies keine Anschaffungen sind, die zwingend zum Betrieb des Heimkinos vorliegen müssen. Aber wenn ihr clever eingekauft und den ein oder anderen Schnapper gemacht habt, ist ja vielleicht noch etwas für das „smarte Heimkino“ drin. 🙂
Gleiches gilt natürlich auch für Deko wie z.B. Poster und Figuren – Sie ist nicht für den Betrieb des Heimkinos notwendig und kann später nachgerüstet werden.
Unvorhergesehenes
Naja, der Name sagt schon alles. Bitte plant euch noch einen Puffer ein, denn es kommt immer irgendetwas dazu, womit man im Vorfeld nicht gerechnet hat.
Ca. 5 % des Budgets sind meiner Meinung nach ein guter Richtwert.
Kosten sparen
So, ihr wisst nun was ihr möchtet und welches Budget euch zur Verfügung steht. Zuvor habe ich euch meinen Tipp mit der schrittweisen Erweiterung beim Lautsprecherkauf beschrieben und an einigen Stellen bereits euer handwerkliches Geschick vorausgesetzt. Um noch mehr aus eurem Budget herauszuholen, könnt ihr neben dem klugen Einsatz eures Budgets, aber auch Kosten sparen, indem ihr ein Vorgängermodell oder ein gebrauchtes bzw. ein B-Ware-Gerät kauft. Der AVR bietet sich meiner Meinung nach für den Kauf eines Vorgängermodells an, da in der Regel jedes Jahr ein neues Modell erscheint und die Änderungen / Verbesserungen oftmals keinen Klassenunterschied ergeben. Auch durch den Gebrauchtkauf oder bei B-Ware könnt ihr einiges sparen. Es muss kein 10 Jahre altes Gerät sein. Es gibt genug Leute, die regelmäßig (alle 1 – 2 Jahre) ihre Technik updaten und dann ihre „alten“ Geräte in den Kleinanzeigen anbieten. Hier würde ich aber bei Beamern aufpassen, da es sein kann, dass Beamer mit angeblichen neuen Lampen verkauft werden, diese aber doch schon einige 100 Stunden gelaufen sind. Dies ist dann nicht mehr nachvollziehbar, wenn ein Reset am Beamer durchgeführt wurde (einfach durch Knopfdruck möglich). Auch B-Ware würde ich nicht ausschließen. Oftmals werden Geräte angeboten, bei denen nur die Verpackung beschädigt ist oder die z.B. Kratzer auf der Rück- oder Unterseite haben. Mich stört das nicht und auch kleine Kratzer an den Seiten stören mich in meinem in der Regel dunklen Heimkino nicht. 🙂
Fazit
Meiner Meinung nach bekommt ihr für das Budget definitiv eine solide Technik im Bereich zwischen Einsteiger- und Mittelklasse sowie einen schicken Heimkinoraum.
Wichtig ist, dass ihr nicht direkt das Optimum erreichen müsst. Ihr könnt auch erstmal mit weniger Lausprechern anfangen und dann schrittweise erweitern. Außerdem könnt ihr durch eigene Heimwerkerskills (z.B. Rahmenleinwand Marke Eigenbau) und dem Kauf von Vorgängermodellen, B-Ware und/oder gebrauchter Technik mehr aus eurem Budget herausholen.
Ich hoffe, ich kann dir mit diesem Beitrag beim Bau deines Heimkinos weiterhelfen und bin wirklich gespannt, von euren Erfahrungen zu hören und Bilder eurer Heimkinos zu sehen.
Wenn es euch interessiert, wie mein Heimkino aussieht, dann stattet mir doch einen Besuch auf meinem Instagramprofil ab. Dort poste ich u.a. regelmäßig Bilder meines Heimkinos und meiner Sammlung.
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